Dang Lang Stil

Dang Lang Chuan – Die Kampfkunst der Gottesanbeterin


Der Kampfkunst der Gottesanbeterin ist weit verzweigt. Man unterscheidet den südlichen und den nördlichen Stil. Beide Richtungen haben sich unabhängig voneinander entwickelt.


Das Südliche Dang Lang Chuan ist heute weniger verbreitet. Der südliche Entwicklungsstrang des Mantis-Boxens wurde in der Provinz Kiangsi entwickelt. Dort befindet sich seit Chang Tao Ling (religiöses Oberhaupt) auch das Zentrum des Dauismus. Mit dieser Verbindung zum Dauismus entwickelte sich die weichere Variante des Dang Lang Chuan hier.


Die nördliche Ausrichtung der Kampfesweise nach den Bewegungen der Gottesanbeterin ist weitaus bekannter und erfolgreicher geworden.


Dass für die Art des Kämpfens ein Tier nachgeahmt wird, ist in der gesamten asiatischen Kampfkunstgeschichte typisch. Das Shaolin-Kung Fu ist vorherrschend geprägt von Tierstilen. Sie entstanden, weil man durch Nachahmung der Stärken derTiere sich einen Vorteil im Kampf erhoffte. Die Kraft und die Fähigkeiten des Kämpfens des Tigers beispielsweise sollten auf den Menschen übergehen.


Es ist ja weithin bekannt, dass auch das Tai Chi Chuan seine Inspiration zwei Tieren beim Kampf verdankt.


So ist es auch nicht verwunderlich, dass die schon in der Geschichte der Menschheit hochverehrte Gottesanbeterin irgendwann einmal nachgeahmt wurde. Im 17. Jahrhundert zu Beginn der Qing-Dynastie (1644-1911) soll ein Shaolin-Mönch namens Wang Lang das nördliche Mantis-Boxen begründet haben. Die verschiedenen Quellen sind sich darin einig, dass Wang Lang am Anfang dieser Entwicklung steht. Aber wann Wang Lang gelebt hat, schon da variiren die Angaben. Es gibt natürlich auch verschiedene Versionen darüber, warum und wie sich Wang Lang inspirieren ließ.


Eine Legende sei hier kurz ausgeführt:


Wang Lang war im Kampf gegen einen Kung-Fu Bruder des Shaolin-Klosters unterlegen. Der ehrgeizige junge Mönch fand in den alten Techniken keine, die ihm hätte helfen können, seinen Bruder zu schlagen. Eines Tages beobachtete er, wie eine Gottesanbeterin gegen eine viel größere Zikade kämpfte. Er war sehr überrascht, wie schnell die Mantis mit ihren Fangarmen die Zikade überwältigte und ebenso schnell verspeiste. Fasziniert von diesem Ereignis fing er die Gottesanbeterin und studierte ihr Kampfverhalten. Daraus entwickelte er eigene Techniken, die ihn dann gegenüber seinen Kloster-Bruder zum Sieg verhalfen.


Großmeister Lin aus Vietnam, der selber Dang Lang Chuan Kenner ist, sagte, dass diese Kampfkunst sehr erfolgreich gewesen ist in der Qing-Dynastie. Sie wurde als kulturellen Schatz Chinas angesehen und war die Kampfkunst der chinesischen Armee. Dabei verdrängte sie alle anderen Kampfkünste.


Betrachtet man die einzelnen Daten im Zusammenhang, fällt auf, dass diese Kampfkunst frühestens im 17. Jahrhundert entwickelt wurde und relativ schnell ausgereift war, sonst hätte sie nicht andere Kampfkünste verdrängen können und die auserwählte Kampfkunst für die chinesische Armee werden können. Es liegt daher nahe, dass sowohl die Legende mit dem Chinesischen Kaiser und seiner Begegnung mit der Gottesanbeterin als auch die Lebensdaten des Wang Lang früheren Datums sein müssen. Selbst wenn ein Kaiser befielt, dass Kampf-Techniken nach Bewegungen der Mantis entwickelt werden und per Befehl diese dann die Kampfkunst wird, ist es nicht sicher, dass sie auch die effektivste im Kampf sein muss. Vielmehr lässt sich vermuten, dass sie schon vorher entwickelt wurde und ihre Reife schon in hunderten von Kämpfen bewiesen hat und erst dann zur „Königs-Kampfkunst“ erhoben wird.


Folgende Ausführungen könnten somit eher stimmen: Milbradt führt aus, dass schon mehrere Jahrhunderte vor der Zeitrechnung sich ein König des damaligen Qi Staates mit einer Mantis beschäftigte. Dieser König lies sogar Waffen bauen, die den Fangarmen der Gottesanbeterin ähnelten. Milbradt hat im Dalian Forschungs-Center für Tang Lang Studien/China gefunden, dass Wang Lang im 10. Jahrhundert gelebt haben soll.

Meihua Dang Lang Chuan – Pflaumenblüten Gottesanbeterin Boxen

Qixing Dang Lang Chuan - Sieben-Sterne Gottesanbeterin Boxen

Liuhe Dang Lang Chuan - 6-Harmonien Gottesanbeterin Boxen

(dieser Stil ähnelt dem Tai Chi Chuan)



Quellen:

Großmeister Lin, Gerhard Milbrat , Meister Sascha Hammel (Shaolin Tempel e.V.), Martin Bödicker/Armin Sievers